25.01.2024
Wien, 25.01.2024 – Das Auktionshaus im Kinsky präsentiert ein wiederentdecktes Spitzenwerk der österreichischen Moderne: Das „Bildnis Fräulein Lieser“, das zu den letzten von Gustav Klimt geschaffenen Werken gehört. Das Gemälde galt bislang als verschollen. Viele Jahrzehnte lang befand sich dieses bedeutende Kunstwerk im Verborgenen in österreichischem Privatbesitz.
Die Wiederentdeckung des Damenporträts, das zu den schönsten Bildnissen der letzten Schaffensperiode Klimts zählt, ist eine Sensation. Als Schlüsselfigur des Wiener Jugendstils symbolisiert Gustav Klimt wie kein anderer die österreichische Moderne des Fin de Siècle. Seine Werke, insbesondere seine Bildnisse von erfolgreichen Frauen aus dem Großbürgertum der Jahrhundertwende, genießen weltweit höchste Anerkennung. Auf dem internationalen Kunstmarkt spielen Klimts Gemälde in der obersten Liga. Seine Damenporträts stellen bei Auktionen eine große Rarität dar. Seit Jahrzehnten konnte der Kunstmarkt in Mitteleuropa kein Gemälde präsentieren, das in Seltenheit, künstlerischem Rang und Wert vergleichbar gewesen wäre. Das gilt erst recht für Österreich, wo kein Kunstwerk von auch nur annähernder Bedeutung angeboten wurde.
Bevor das „Bildnis Fräulein Lieser“ am 24. April 2024 in einer Sonderauktion im Auktionshaus im Kinsky in Wien zur Versteigerung offeriert wird, tritt es noch eine Reise um die Welt an: In Kooperation mit der LGT Bank wird das Gemälde an verschiedenen Orten im Ausland präsentiert; geplant sind unter anderem Stationen in der Schweiz, in Deutschland, Großbritannien und Hongkong.
Nach der Präsentation im Ausland wird das Exponat im Auftrag der gegenwärtigen Eigentümer (österreichischer Privatbesitz) sowie den Rechtsnachfolgern von Adolf und Henriette Lieser auf Basis einer Vereinbarung im Sinne der „Washington Principles“ von 1998 am 24. April 2024 in Wien versteigert.
im Kinsky, das zweitgrößte Auktionshaus Österreichs, hat sich in den mehr als 30 Jahren seit seiner Gründung als Haus mit einer hervorragenden Expertise auf dem Gebiet der österreichischen Moderne etabliert.
Dass Gustav Klimts Spätwerk nicht in eine Versteigerung nach London oder New York gewandert ist, sondern vom ungleich kleineren Wiener Auktionshaus im Kinsky zum Verkauf offeriert werden kann, ist auf dessen langjährige Erfahrung bei der Positionierung von Werken Klimts und mehr noch auf dessen internationale Kompetenz im Umgang mit sogenannten „Raubkunst-Fällen“, also mit Kunstwerken, die während der NS-Zeit beschlagnahmt und entzogen wurden, zurückzuführen. Derart sensible Projekte werden mit kunsthistorischer wie rechtlicher Expertise betreut und unter Berücksichtigung aller Interessen und Ansprüche gelöst.
Von Schwarz-Weiß zu leuchtenden Farben
Das Bild ist in den Oeuvrekatalogen der Gemälde Gustav Klimts dokumentiert, war der Fachwelt jedoch nur aus einem Schwarz-Weiß-Foto bekannt. Erstmals sind nun die leuchtenden Farben des Porträts zu sehen. Das Bildnis ist geprägt von jener koloristischen Intensität, die Klimts Palette der späten Schaffensjahre auszeichnet.
Klimts Modell: „Fräulein Lieser“
Im ersten, 1967 veröffentlichten Werkverzeichnis der Gemälde Klimts von Fritz Novotny und Johannes Dobai wird die Dargestellte „Fräulein Lieser“ tituliert. Die Autoren der Werkkataloge jüngeren Datums (Weidinger 2007 und Natter 2012) haben die Porträtierte als „Margarethe Constance Lieser“ (1899-1965), Tochter des Großindustriellen Adolf Lieser, identifiziert. Neue Recherchen des Auktionshauses zu Geschichte und Provenienz eröffnen auch die Möglichkeit, dass Klimts Modell ein anderes Mitglied der Familie Lieser gewesen sein könnte: entweder Helene Lieser (1898-1962), die Erstgeborene von Henriette Amalie Lieser-Landau und Justus Lieser oder deren jüngere Tochter, Annie Lieser (1901-1972).
Klimts Auftraggeber
Die Familie Lieser gehörte zum Kreis der vermögenden, großbürgerlichen Wiener Gesellschaft, in dem Klimt seine Mäzene und Auftraggeber fand. Die Brüder Adolf und Justus Lieser zählten zu den führenden Großindustriellen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Henriette Amalie Lieser-Landau, „Lilly“ genannt, war bis 1905 mit Justus Lieser verheiratet und verkehrte als Mäzenin in den Zirkeln der künstlerischen Avantgarde. In den Oeuvrekatalogen der Gemälde Klimts heißt es, Adolf Lieser, habe Gustav Klimt mit einem Porträt seiner achtzehnjährigen Tochter Margarethe Constance beauftragt. Manches spricht jedoch dafür, dass Klimt von der kunstaffinen Lilly Lieser den Auftrag erhalten hat, eine ihrer beiden Töchter malerisch zu verewigen.
Ein herausragendes Bildnis der letzten Schaffenszeit
Im April und Mai 1917 besuchte die Dargestellte neun Mal das Hietzinger Atelier Klimts, um ihm Modell zu stehen. Es entstanden mindestens 25 Vorstudien.
Im Mai 1917 dürfte Klimt mit dem Gemälde begonnen haben. Der Maler wählt für seine Darstellung ein Dreiviertelporträt und gibt die junge Frau in strenger frontaler Haltung, nah an den Bildvordergrund gerückt, vor einem roten, undefinierten Hintergrund wieder. Um ihre Schultern ist ein reich mit Blumen dekorierter Umhang gelegt.
Während Klimt das Gesicht des „Fräulein Lieser“ mit präzisem Strich in sensibler, naturalistischer Manier gestaltet, spiegeln andere Bildpartien die freie, offene Pinselschrift seines Spätstils wider. Kräftige Komplementärtöne bestimmen die Farbkomposition. Die koloristische Intensität des Bildes und die Hinwendung zu einer lockeren, offenen Pinselschrift zeigen Klimt am Höhepunkt seines späten Schaffens.
Eines der letzten Bilder Klimts
Als der Maler am 6. Februar 1918 an den Folgen eines Schlaganfalls starb, ließ er das Gemälde – in geringen Teilen noch unvollendet – in seinem Atelier zurück. Das Bild ging nach Klimts Tod an die Familie des Auftraggebers oder der Auftraggeberin.
Das Schicksal des Bildes nach 1925
Das einzige bisher bekannte Foto des Bildes wird im Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt. Es wurde vermutlich 1925 im Zusammenhang mit der Klimt-Ausstellung des Otto Kallir-Nirenstein in der Neuen Galerie, Wien, aufgenommen. Auf der Inventarkarte zu diesem Negativ findet sich die Anmerkung: „1925 in Besitz von Frau Lieser, IV, Argentinierstrasse 20.“ Das genaue Schicksal des Bildes nach 1925 ist ungeklärt. Fest steht bloß, dass es von einem Rechtsvorgänger des Einbringers in den 1960er Jahren erworben und in drei Erbgängen an den gegenwärtigen Eigentümer gegangen ist.
Über das Auktionshaus im Kinsky
Das Auktionshaus im Kinsky in Wien sorgt seit 1993 dafür, dass sich die Interessen der Verkäufer und Käufer, Liebhaber der Kunst und Sammler treffen und deren Ansprüche in einem einmaligen Augenblick des Bietergefechts schnell und unkompliziert zu allseitiger Zufriedenheit entsprochen wird. Mit knapp 25 Mitarbeiter:innen rühmt sich das im Kinsky, seinen Kund:innen eine allumfassende und vor allem persönliche Betreuung zu bieten, die auf profundem Wissen und langjähriger Erfahrung beruht.
In den dreimal pro Jahr stattfindenden Auktionen versteigert das Auktionshaus im Kinsky Kunstwerke und Objekte folgender Sparten: Zeitgenössische Kunst, Klassische Moderne, Gemälde des 19. Jahrhunderts und Alte Meister, Jugendstil & Design, Antiquitäten sowie der jüngsten Sparten Schmuck & Uhren. Weltrekorde und Spitzenpreise konnten in all diesen Sparten erzielt werden.
Das Auktionshaus im Kinsky hat seine Räumlichkeiten im Palais Kinsky in Wien. Weiters expandierte das Haus nach Graz, wo es eine Zweigstelle und Repräsentanz beherbergt. Die neueste Ergänzung des Teams stellt die Repräsentantin in Italien dar.
Im Falle von Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Auktionshaus im Kinsky
Mag. Valerie Gaber
Kommunikation und Marketing
Palais Kinsky, Freyung 4
1010 Wien, Austria
Telefon: +43 1 532 4200-24
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